Maris Strazds - ein anerkannter Schwarzstorchexperte und langjähriger Freund aus Lettland - informierte unsere europäische Schwarzstorchprojektgruppe im März 2009 über einen signifikant hohen Anteil gebrochener bzw. unbefruchteter Schwarzstorch-eier (z.T. vollständige Gelege!) aus dem Jahr 2008 in Lettland. Von 108 näher untersuchten und dabei besetzten Nestern mit Gelegen waren 40 % betroffen!!
Maris vermutete u.a. auch eine DDT-Belastung - welche, wie sich inzwischen leider wieder herausgestellt hat, an der Tagesordnung steht!
Folgerichtig ging Maris der Sache umgehend nach und organisierte parallel für 2009 das Einsammeln unbefruchteter Schwarzstorcheier von weiteren Brutplätzen innerhalb Europas.
So wurden für 2009 insgesamt 26 "gescheiterte" Eier eingesammelt: 13x Tschech. Republik, 8x Deutschland (hier 4x MV, 3x HE, 1x TH), 2x Belgien, 2x Polen und 1x Estland. Die Eier werden in einem Labor in Riga analysiert.
Auch wenn die exakten Endergebnisse noch ausstehen, Maris hat uns bereits mit dem folgenden Email-Auszug vom 03.12.2009 in negativer Form "versorgt".
Zusätzlich sind noch Eier von der Blauracke und vom Fischadler in Lettland betroffen:
"On the other subject. I have recently received and processed data from lab. I'll send to all of you a short complete report soon (within week or so - the reason is - I have a very importand deadlaine for other work on 15th December) but in brief - the situation IS much worse than I thought, storks in both flyways have DDT in their eggs, western ones - much less in amount but most of it is fresh, so problems shell "emerge" in near future, the ones from LV, EE, PL and some from CZ show the impact already wich is bad enough... data point to Africa to be (the most important) source, but there is no certainty from where exactly (probably there are several locations) and more important, whether this is the only source/type of chemicals affecting. Additionally we testsed also two other species - Roller and Osprey eggs from LV and both species have it. I'm working now on a publication on this issue.
Plase consider options/possibilities for a more solid futher study iclusive ideas for a potential source of funding. The Stork foundation did not say "no" yet, but I'm afraid the investment needed to sort this properly out is far beyond the capacity of a single donor".
Maris
Um es auf den Punkt zu bringen - die DDT-Problematik scheint leider wieder in voller Wucht anzurücken. Besonders Zugvögel mit Aufenthalt in Afrika scheinen davon betroffen zu sein. Viele Fragen sind noch unbeantwortet - wo und wie kommt es zur Anwendung (DDT-Einsatz zur Malariabekämpfung in Afrika, sind Ostzieher mit ihren Überwinterungsgebieten im östlichen Afrika eher als Westzieher betroffen, kommt es an Konzentrationspunkten - z.B. wie in Israel - wo die Zugvögel besonders auf dem Wegzug für längere Zeit rasten bzw. sogar überwintern und umfangreich Nahrung aufnehmen bereits zum Einsatz, usw.).
Auch wenn auf den nachfolgenden Fotos aktuell aus Israel "nur" der Einsatz von Herbiziden zu sehen ist - es ist ein typisches Beispiel - Israel gehört zu den Nationen, wo die Chemiekeule massiv zum Einsatz kommt (u.a. auch beim Obst- und Gemüseanbau!). Die Mittel werden u.a. fast täglich ebenso an den Teichanlagen und Gräben (siehe Aufnahmen) eingesetzt und stehen permanent u.a. mit dem Wasser und den Nahrungstieren im engen Kontakt. Außerdem, wer kennt hier schon die genaue Zusammensetzung der zum Einsatz kommenden Mittel....
Die im Vordergrund zu sehenden Schwarzstörche waren vorher an genau diesem mit Fischen bestückten Graben aktiv. Sie suchten nach Beendigung des Spritzeinsatzes den Graben umgehend wieder auf (bis zu 600 Ind.!). Des Weiteren wurden immer wieder Schwarzstörche beobachtet, wie sie kleine Erdklumpen an diesen Hangkanten aufgenommen haben. Die Gräben sind typische Zu- und Abflusssysteme für die großen Fischteichanlagen. Foto vom 16.12.2009 aus Norden - Gesher, Jordan Valley - © C. Rohde
Der gleiche Graben bereits zwei Tage später wieder angestaut, u.a. mit über 400 Schwarzstörchen... Foto vom 18.12.2009 aus Süden - Gesher, Jordan Valley - © C. Rohde
Ein tägliches Bild in Israel - hier ist unmittelbar die Uferböschung eines Fischteiches bei Hamadya betroffen. Foto vom 21.12.2009 - Jordan Valley - © C. Rohde |